“Liebe Teilnehmerin, lieber Teilnehmer des Workshops “Die Gesundheits(not)versorgung nach einem Blackout”,
ich darf Ihnen heute die Zusammenfassung aus dem Workshop / den neuen Leitfaden “Die Gesundheits(not)versorgung nach einem Blackout” übermitteln und gleichzeitig auf den weiteren neuen Leitfaden “Mein Krankenhaus auf einen weitreichenden Strom- und Infrastrukturausfall vorbereiten” verweisen. Manche Dinge überschneiden sich, andere sind wiederum eine Detailergänzung.
Die Leitfäden liefern Ihnen und Ihrer Organisation hoffentlich einige Anregungen für die weiteren Vorbereitungsmaßnahmen. Sie sind natürlich nicht erschöpfend. Sollten Sie konkrete Anregungen haben oder weitere nützliche Erfahrungen machen, dann lassen Sie es mich bitte wissen. Ich führe auch gerne ein Update durch. Verteilen Sie auch gerne die Unterlagen in Ihren Netzwerken, damit auch andere Menschen und Organisationen erreicht werden, die nicht am Workshop teilnehmen konnten.
Ich habe mich heute mit einem berufsbegleitenden Studierenden aus der Schweiz getroffen, den ich bei seiner Masterarbeit zum Thema Blackout betreuen darf. Er hat sich schon intensiver mit der Materie beschäftigt und kürzlich in einem Gespräch erfahren, dass ein sehr wichtiges Schweizer Spital zweimal täglich mit Gütern und Leistungen von einem ausgelagerten Unternehmen beliefert wird. Der Chef war von der Darstellung des Szenarios sehr überrascht und musste zerknirscht eingestehen, dass es dafür keinerlei Vorkehrungen noch Lager gebe. Auch wenn es das bei uns natürlich nicht gibt ;-), kann ich nur nochmals die Worte von Karl-Dieter Brückner, Landesrettungskommandant von Wien, bekräftigen: Hinterfragen Sie Ihre Erwartungen an Dritte und lassen Sie sich dabei nicht mit “alles abgesichert” abspeisen. Sie bzw. wir alle könnten eine ziemlich böse Überraschung erleben. Noch haben wir etwas Zeit, obwohl mich kürzlich der Titel eines Konferenzbeitrags der Austrian Power Grid etwas verwundert hat: “Blackout – Wie verletzlich das Stromnetz bereits ist und welche Gefahren durch weitere Vernetzung auf uns zukommen”. Eine solch klare Ansage war bisher nicht zu hören.
In der südoststeirischen Stadtgemeinde Feldbach hat letzte Woche jeder Haushalt eine Blackout-Flyer erhalten.
Bisher habe ich nichts von Panikreaktionen vernommen. Womit auch der Leiter der Katastrophenforschungsstelle Berlin, Martin Voss, bestätigt wurde, der kürzlich zitiert wurde: “Doch die Behörden mieden die Debatte aus Angst davor, dass sie in der Bevölkerung Panik auslösen würde. Eine unbegründete Sorge laut dem Katastrophenexperten: Die Menschen könnten sich durchaus mit der Gefahr einer Notsituation auseinandersetzten ohne in Panik zu verfallen.”
Ja, wir können und müssen die Menschen mit diesem unangenehmen Thema konfrontierten. Alles andere wäre verantwortungslos!
Für mich ist eine wesentliche Erkenntnis aus der Zusammenfassung, dass vor allem die Bezirksverwaltungsbehörden aktiv werden und die dezentrale Gesundheits(not)versorgung organisieren müssen. Sie müssen hier eine wesentliche Koordinierungsrolle zwischen den unterschiedlichen Akteuren des Gesundheitswesen übernehmen, da im Gegensatz zu anderen Bereichen, hier viele Dinge nicht mehr auf der Gemeindeebene organisiert werden können. Ich werde das auch entsprechend an die Landes- und Bezirksverwaltungsbehörden herantragen. Bitte gehen Sie auch von Ihrer Seite her auf die Gemeinde- und Bezirksverwaltung zu. Zum anderen erscheint eine vorbereitete nationale Notverordnung, die regelt, welche Sicherheits- und Qualitätsstandards auch im Blackout-Fall unverzichtbar sind bzw. was alles temporär ausgesetzt werden kann, als unverzichtbar. Ohne einem engen Zusammenwirken wird uns das Ziel, zumindest eine zweiwöchige dezentrale Gesundheits(not)versorgung aufrechtzuerhalten, um den Kollaps von Spitälern zu verhindern und möglichst viele Menschen (not)versorgen zu können, nicht gelingen. Packen wir es an, auch wenn es wenig zu Gewinnen, aber dafür viel zu verlieren gibt.In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg für die persönlichen und organisatorischen Vorbereitungsmaßnahmen!
Herzliche Grüße
Herbert Saurugg
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