Windkraft für Zuhause
Chancen & Risiken
Der Wunsch nach mehr Energieautarkie wächst ständig – auch im eigenen Haus. Während Photovoltaikanlagen längst Alltag sind, fristet die private Windkraft noch ein Nischendasein. Dabei versprechen Mini-Windräder auf Dächern oder im Garten eine unabhängige Stromversorgung rund um die Uhr. Doch wie realistisch ist das?
Zunächst unterscheiden sich kleine Windkraftanlagen stark in ihrer Bauform. Am weitesten verbreitet sind horizontale Windräder mit drei bis sechs Rotorblättern. Sie ähneln den großen Windparks, sind aber nur wenige Meter hoch. Modelle mit mehreren Blättern können schon bei geringerer Windgeschwindigkeit anlaufen, was in bodennahen Höhen wichtig ist. Denn dort, wo Eigenheimbesitzer ihre Anlagen meist montieren – auf Dächern in fünf bis 30 Metern Höhe – ist der Wind deutlich schwächer und unbeständiger als in großer Höhe.
Neben diesen klassischen Bauformen gibt es spiralförmige Varianten wie die des niederländischen Herstellers The Archimedes. Diese benötigen eine Mindestwindgeschwindigkeit von etwa 3 Metern pro Sekunde, also Windstärke 3, und erreichen ihre maximale Leistung bereits bei rund 14 m/s. Zum Vergleich: Große Windparks schalten erst bei Windstärke 9 oder höher ab. Das zeigt: Das nutzbare Windfenster kleiner Anlagen ist deutlich enger.
Eine alternative Bauweise sind vertikale Windkraftanlagen. Ihre senkrechte Achse ermöglicht es, Wind aus jeder Richtung zu nutzen, und sie wirken durch ihre kompakte Form weniger störend. Der Generator kann in Bodennähe platziert werden – ein Vorteil für Wartung und Stabilität. Allerdings liegt ihr Wirkungsgrad etwa 20 Prozent unter dem horizontaler Modelle. Zudem können durch die Bauweise stärkere mechanische Belastungen auftreten, was die Lebensdauer reduziert.
Bei den Kosten wird schnell klar, warum Mini-Windräder bisher selten sind: Während einfache Balkon-Modelle schon ab 200 Euro erhältlich sind, kosten leistungsfähigere Systeme mit Mast und Fundament schnell 30.000 bis 40.000 Euro. Laut ADAC liegen die Investitionen im Schnitt zwischen 3.000 und 10.000 Euro pro Kilowatt Nennleistung – ein Vielfaches der Kosten für Photovoltaikanlagen. Immerhin: Anlagen bis zehn Meter Höhe sind in Deutschland genehmigungsfrei.
Auch beim Schall schneiden die kleinen Turbinen besser ab als ihre großen Brüder. Ein horizontales Windrad erreicht laut Hersteller TESUP bei 8 m/s Windgeschwindigkeit rund 37 Dezibel – vergleichbar mit einem leisen Gespräch. Spiralförmige Modelle kommen auf bis zu 45 dB. Zum Thema Infraschall, also tiefen, nicht hörbaren Schwingungen, gibt es hingegen keine Messdaten. Laut der Ärztin Dr. Ursula Bellut-Staeck „misst da kein Mensch irgendwelche Frequenzen“. Sie sieht hier noch deutlichen Forschungsbedarf.
Ungeklärt bleibt auch die Frage nach der Umweltverträglichkeit. Zwar betonen Hersteller häufig, ihre Anlagen seien „vogel- und fledermausfreundlich“, doch das Kompetenzzentrum Naturschutz und Energiewende kam 2018 zu einem anderen Schluss: Die Auswirkungen sind „nur ansatzweise bekannt“. Vereinzelte Vogelkollisionen wurden bereits dokumentiert. Auch könne die Drehbewegung der Rotoren Tiere in unmittelbarer Nähe vertreiben.
Ob sich ein Kleinwindrad lohnt, hängt letztlich vom Standort ab. Entscheidend sind die Windverhältnisse, die statische Belastbarkeit des Daches und die Wirtschaftlichkeit. Nur bei häufigem, kräftigem Wind kann sich die Anschaffung langfristig auszahlen. Zudem sollten mögliche Störungen wie Schattenwurf oder Flimmern berücksichtigt werden.
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