Wasserstoff stockt trotz Milliardenförderung
Trotz Milliarden an Förderungen bleibt der Hochlauf der deutschen Wasserstoffwirtschaft weit hinter den Erwartungen zurück. Wie der Bundesrechnungshof in seinem Sonderbericht vom 28. Oktober 2025 feststellt, verfehlt die Regierung des Bundes zentrale Ziele ihrer Wasserstoffstrategie.
„Angebot und Nachfrage bleiben deutlich hinter den Erwartungen zurück“, betont Präsident Kay Scheller. Dies gefährde nicht nur das Erreichen der Klimaneutralität bis 2045, sondern auch die Zukunftsfähigkeit des industriellen Standortes Deutschland. Zugleich warnt der Rechnungshof, dass eine dauerhafte staatliche Förderung den ohnehin stark belasteten Haushalt des Bundes weiter unter Druck setzen könnte.
Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft stagniert
Nach den ursprünglichen Plänen sollte ein ausreichendes Angebot an grünem Wasserstoff bis 2030 zu gleichen Teilen aus heimischer Produktion und Importen stammen. Doch laut dem Bericht ist dieses Ziel außer Reichweite: Die inländische Erzeugung wächst zu langsam, und auch die geplanten Importmengen bleiben deutlich hinter den Erwartungen.
Auf der Nachfrageseite zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Industrie, insbesondere die Stahlbranche, nutzt die bestehenden Förderprogramme kaum. Ein entscheidender Impuls fehlt zudem, weil der Bau von Gaskraftwerken nicht mehr zwingend an die Umrüstung auf Wasserstoff gebunden ist.
Finanzielle Risiken für den Bundeshaushalt
Klimaneutralität und Umweltverträglichkeit ungewiss
Zwar gilt grüner Wasserstoff grundsätzlich als klimafreundlicher Energieträger, doch der Rechnungshof warnt vor erheblichen Unsicherheiten. Besonders bei Importen könne es zu hohen Vorkettenemissionen kommen – also CO2-Emissionen, die bereits bei Produktion und Transport im Ausland entstehen.
Die Bundesregierung hat zudem bei internationalen Ausschreibungen Nachhaltigkeitsstandards gelockert, um genügend Angebote zu erhalten. Dadurch könnten ökologische Risiken weiter steigen und das Ziel einer wirklich klimaneutralen Versorgung in Frage gestellt werden.
Bundesrechnungshof fordert Kurskorrektur
Der Bericht schließt mit einem deutlichen Appell: Die Regierung des Bundes müsse ihre Strategie zum Thema Wasserstoff einem grundlegenden Realitätscheck unterziehen. Dabei sei zu prüfen,
- ob und wann grüner Wasserstoff überhaupt ohne dauerhafte Subventionen wettbewerbsfähig werden könne
- welchen tatsächlichen Beitrag er zur Energiewende leisten kann,
- und wie Angebot, Nachfrage und Infrastruktur künftig besser aufeinander abgestimmt werden.
Fazit
Der Bundesrechnungshof zieht eine ernüchternde Bilanz
Die Bundesregierung muss jetzt handeln und ihre Wasserstoffstrategie grundlegend überarbeiten [...] Nur so kann sie das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreichen und den Bundeshaushalt vor weiteren Belastungen schützen.
Kay Scheller, Präsident Bundesrechnungshof
