Was ist das BGE? Eine Idee, die fragt, warum wir uns nicht gegenseitig unsere Existenz bedingungslos garantieren? In Zeiten des Überflusses eine nicht von der Hand zu weisende Frage.
Die Schweiz will es wissen
Am 5.Juni 2016 hat die Schweiz über die Einführung eines BGE abgestimmt. Das Ergebnis war für den ersten Anlauf mit 77% NEIN sehr beachtlich, doch die Diskussion ist auch in Österreich fällig. Worum geht es? Jeder Einwohner soll ein Einkommen erhalten, das hoch genug ist einfach aber würdig zu leben. Keine Bedingungen! Viel mehr ein Rechtsanspruch für jeden Menschen in einem Land. Alle bekommen es, alle zahlen es – egal ob sie einen Job haben oder nicht (z. B. über eine Konsumsteuer, wie die MWSt).
Was soll das bringen?
Wir sehen deutlich, dass Angst vor sozialem Abstieg schon bis in den Mittelstand hineinwirkt. Der Glaube an ein lebenslanges ausreichend hohes Arbeitseinkommen ist nur mehr bei Beamten vorhanden alle anderen hoffen auf Glück und Unterstützung und ja sind besorgt. Mut zur Gestaltung der eigenen Biographie erwächst aber nicht aus Sorge, sondern aus dem Versprechen der Grossfamilie – der Gesellschaft jeden Lebensentwurf zu unterstützen, egal wie er ausgeht, bedingungslos.
Zutrauen statt Misstrauen?
Tatsächlich kann eine „normale“ Kindheit als Vorbild für diesen Zugang gesehen werden. Wir trauen uns viel, wenn andere es uns zutrauen. Im Vertrauen nicht abgelehnt zu werden wachsen die stärksten Bindungen.
Doch ist der Mensch für die Wirtschaft da, oder die Wirtschaft für den Menschen? Mit etwas Abstand erkennt man:
Der Mensch ist der Zweck der Wirtschaft
und wird nicht dauerhaft wie heute ihr Mittel sein. Wenn dies erkannt ist stellt sich die Frage: Wie erheben sich die Menschen aus der Abhängigkeit von Eigentum und Arbeitsplatz? Wie erlangt jeder Sicherheit der Existenz UND Freiheit? Ein BGE antwortet so: Gesellschaften beschliessen jedem Mitglied ein menschenwürdiges Leben zu garantieren. Keine Gleichmacherei, keine schnüffelnde Bürokratie, keine Stigmatisierung und vor allem keine Existenzangst mehr. Die Armut würde überwunden, Kindererziehung, Weiterbildung, eine Auszeit um sich zu erholen, sogar die Pflege von Familienangehörigen wäre wesentlich leichter möglich.
Weil Menschen mit Einkommen ermächtigt werden etwas mit ihrem Leben zu unternehmen, dass sie selbst verantworten wollen.
Wie heutige Selbstständige?
Besser: heutige Unternehmer müssen Erfolg haben, das schreckt viele ab es zu versuchen und setzt die, die es gewagt haben unter Druck. Mit einem garantierten Einkommen probiert man eher etwas aus. Die Dynamik, die sich dadurch entfalten könnte wäre enorm. Ein Wandel von Gewinnoptimierung zu Sinnoptimierung.
Was bedeutet für die bezahlte Arbeit?
Ein erwartbarer Effekt eines Grundeinkommens in ausreichender Höhe (z. B. idH der Armutsschwelle v. 1050,-mtl) wäre, dass unattraktive Berufe wesentlich attraktiver gemacht werden müssten, um Leute dafür zu finden. Da zum Beispiel der Pflegeberuf schon zu den sinnvollen und hochgeachteten Berufen zählt, wäre eine Verbesserung der Bezahlung und/oder eine Verringerung der Arbeitszeit sicher zu beobachten. Die Arbeitsbedingungen müssten auch verbessert werden, da Pflegende viel leichter auf überbordende Bürokratie, schlechtes Betriebsklima o. ä. mit Rückzug in das Grundeinkommen und Neuorientierung antworten könnten.
Keine Sozialhilfe sondern ein Menschenrecht?
Das Grundeinkommen ist heute schon vorhanden den jeder Mensch braucht heute schon eines, um zu überleben. Die Bedingungslosigkeit ist die schwierige Übung, die den gordischen Knoten unserre Überflussgesellschaft mit latenter Angst vor finanzieller Not und Konkurrenzverhalten durchschlagen wird. Fangen wir heute schon an mit dieser Frage: Was würde ich tun, wenn ich mich um Geld nicht kümmern müsste?
Der Autor
Ich, Helmo Pape (43 Ex-Banker) – Vereinsmitglied seit 2014 – engagiere mich zivilgesellschaftlich beim Runden Tisch Grundeinkommenfür eine landesweite Diskussion zum BGE. Für Fragen zum Thema kommentiere gern den Beitrag, oder schreibe mir eine Nachricht an [email protected]