CO2 • Dramatische Kostensteigerungen erwartet
Ende Januar 2025 verabschiedete der Deutsche Bundestag eine umfassende Reform des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes (TEHG-Europarechtsanpassungsgesetz). Diese Gesetzesänderung markiert einen bedeutenden Schritt zur Umsetzung der Ziele des Europäischen Green Deals, der eine Reduktion der Nettoemissionen von Treibhausgasen um mindestens 55% bis 2030 gegenüber 1990 und Klimaneutralität bis 2050 anstrebt.
Kernpunkte der Reform
- Ab 2027 werden die Sektoren Wärme und Verkehr in das europäische Emissionshandelssystem (ETS-2) integriert
- Der CO2-Preis wird sich am Marktpreis im Zertifikatehandel orientieren, mit erwarteten Preisen von mindestens 100 Euro pro Tonne, möglicherweise deutlich höher
- Die EU-Kommission prognostiziert für 2030 Zertifikatspreise zwischen 48 und 80 Euro pro Tonne CO2
Auswirkungen auf verschiedene Sektoren
- Agrarsektor:
- Bei einem CO2-Preis von 200 Euro/Tonne könnten die Benzinpreise um ca. 38 Cent/Liter steigen.
- Für einen durchschnittlichen Agrarbetrieb würde dies Mehrkosten von etwa 42 Euro pro Hektar bedeuten.
- Die Gesamtbelastung für den Agrar- und Forstsektor könnte sich auf rund 760 Millionen Euro belaufen.
- Privathaushalte:
- Die Heizkosten für Erdgas könnten um 20-30% steigen. Ein durchschnittlicher Haushalt mit 20.000 kWh Jahresverbrauch könnte mit Mehrkosten von 200-300 Euro rechnen.
- Heizungen mit Wärmepumpen oder Holzpellets wären weniger betroffen.
- Wirtschaft:
- Das Kieler Institut für Weltwirtschaft prognostiziert ein potenzielles Wirtschaftswachstum von nur 0,7% für 2027, deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 1,3%.
- Steigende Inflation und sinkende Kaufkraft könnten den Konsum negativ beeinflussen.
Ausgleichsmaßnahmen
Trotz politischer Zusagen für Ausgleichsmaßnahmen wie ein “Klimageld” bleibt die konkrete Umsetzung abzuwarten. Der im Koalitionsvertrag 2021 vereinbarte Klimabonus von jährlich etwa 300 Euro pro Person wurde bisher nicht realisiert.
Diese Reform stellt einen entscheidenden Schritt zur Erreichung der EU-Klimaziele dar, bringt jedoch erhebliche wirtschaftliche Herausforderungen für verschiedene Sektoren und Verbraucher mit sich.
Weiterführende Links und Quellen
- beck.de - Umfassende Reform des Emissionshandels beschlossen
- Wichtige Informationen zum EU-Emissionshandelssystem 2
- Referentenentwurf des deutschen Bundesministeriums
- Einjährige nationale Handelsphase verursacht Kosten ohne Mehrwert
- WKO: Wird die „CO2 Steuer“ zum „EU-Emissionshandel 2“?
- Deutscher Bundestag Drucksache 20/13585 Gesetzentwurf
- Österreich: Bundesministerium für Finanzen
- Ab 2027 wird die nationale CO2-Bepreisung durch den EU ETS II
- KPMG Österreich: EU-ETS 2 – neue Berichtspflichten ab Jänner 2025