Das Wissen um die Krankheitsursache ermöglicht die ursächliche Therapie
Im Januar 2010 bekam meine damals 20 Monate alte Nichte Fieber. Sie wohnte damals mit ihrer Mama bei den Großeltern. Nach ca. drei Tagen, nachmittags war das Fieber besonders hoch, wurde sie plötzlich sehr ruhig und fiel in eine Art Ohnmacht (Absence). Dabei krampften ihre Hände nach innen und ihre Lippen liefen blau an. Nach einer halben bis eine Minute (gefühlte Ewigkeit) kam sie wieder zu sich und weinte. Ihre Großeltern versuchten mit Zäpfchen und Wadenwickel das Fieber zu senken. Es ging wieder zurück. Am Folgetag passierte dann noch einmal dasselbe Szenario, jedoch in abgeschwächter Form. Die Absence war kürzer. Danach ging das Fieber zurück, nach zwei Tagen war sie wieder auf den Beinen. Damals war der Vorfall sehr emotional, im Nachhinein jedoch ziemlich logisch nachvollziehbar.
Was war also passiert? Es wurde geforscht. Meine Eltern und meine Schwester kennen die Germanische Heilkunde® und recherchierten. Sie fanden heraus, dass die Absence die epileptoide Krise in der Heilungsphase eines Trennungskonfliktes ist. Meine Nichte musste also einen Verlust des Kontaktes zur Mutter, Herde, Familie oder Freunden erlitten haben und auch gelöst haben. Die krampfenden Hände müssen einem motorischen Konflikt der Hände zuzuordnen sein, wobei ein epileptischer Krampfanfall in der Mitte der Heilungsphase auftritt. Wenn das der Fall war, dann hatte sie jemanden nicht festhalten oder abwehren können und nun auch dieses Problem lösen können. Nach reichlichem hin und her überlegen, kam man schließlich auf die Konfliktursache.
Und plötzlich war alles klar: Einige Wochen zuvor war ich bei meinen Eltern zu Besuch und baute mit meiner Nichte eines Nachmittages einen Schneemann im Garten. Ich integrierte sie damals so gut es ging in das Spiel mit ein. Sie war sehr interessiert und rollte eifrig Schnee zu einer Kugel, klopfte den Schnee am Schneemann fest und sammelte mit mir kleine Steinchen als Knöpfe – und nach einer Weile war der Schneemann fertig. Vom Küchenfenster aus konnte man gut in den Garten auf den Schneemann schauen. Ich nahm die Kleine auf den Arm und zeigte ihr den Schneemann draußen. Und als ich nicht mehr da war, kletterte sie oft alleine auf die Eckbank in der Küche und blickte in den Garten zu ihrem neuen Freund. Doch dann machte der Schneemann das, was alle Schneemänner früher oder später einmal tun: Wegschmelzen. Der Schneemann war plötzlich nicht mehr da und das löste wohl bei meiner Nichte einen Verlustkonflikt aus. Zu dieser Zeit rief sie auch oft laut „Schneemann hin, Schneemann hin?“, als sie aus dem Fenster schaute. Viel konnte sie damals noch nicht sagen. Aber das schon.
Doch wie kam meine Nichte zu der Lösung ihrer Konflikte? Einige Zeit später, als wieder etwas mehr Schnee lag, baute der Opa mit ihr erneut einen Schneemann in den Garten. Der Schneemann war also wieder da – zwar in größerer Ausführung, aber das spielte anscheinend keine Rolle – denn der Verlustkonflikt und der „nicht festhalten können“-Konflikt kamen in Heilung. Es folgten die oben beschriebenen Symptome Fieber, Absence, krampfende Hände und blaue Lippen an zwei aufeinander folgenden Tagen. Ein Problem war nun aus der Welt, doch prompt kam ein neues hinzu: Auch dieser Schneemann wird irgendwann schmelzen. Eine „echte“ Lösung würde sein, den Schneemann nie mehr gehen zu lassen. Nur wie?
Und da kamen meine Eltern und die Mama der Kleinen auf eine sehr kreative Lösung: Sie bestellten im Internet einen relativ großen Schneemann aus Plüsch. Die „Geheime Mission“ wurde in drei Schritten vollzogen: Zuerst wurde der Schneemann im Garten dem Plüsch-Schneemann optisch angepasst. D.h. er bekam einen schwarzen Hut und einen Schal und nahm auch an Größe etwas ab. Meine Nichte akzeptierte auch diesen Schneemann. Etwas später wurde dann der Schneemann aus Schnee platt gemacht und durch den Plüsch-Schneemann ersetzt. Und im dritten Schritt holten meine Nichte und der Opa den Schneemann gemeinsam ins Haus. Alles verlief reibungslos und seitdem sind die beschriebenen Symptome nicht noch einmal aufgetreten.
Heute hat die Kleine ihren Schneemann immer noch total gern. Aber nicht nur das, sie ist allgemein sehr interessiert an Schneemännern. Erst vor ein paar Tagen – also ca. drei Jahre nach dem Vorfall – erzählte sie mir eine Episode des Films „Die Eiskönigin“, den sie neulich gesehen hatte. Mit voller Begeisterung erzählte sie, dass es einen „lustigen Schneemann“ gab, der seine Arme und seinen Körper verloren hat. Und ihre Lieblingsfigur aus dem ganzen Film … wär hätte das gedacht … war der Schneemann.
Ich hoffe, wir haben den Vorfall damals richtig interpretiert. Es ist schon komisch, dass Kinder zu Nicht-Lebewesen so eine Beziehung aufbauen können. Doch eine Frage ist noch offen: Warum hatte meine Nichte die beschriebenen Symptome an zwei aufeinander folgenden Tagen? Lag ein Rezidiv vor?
Viele Grüße! Fam. D.
Anmerkung vom Einsender Ing. H. Pilhar:
Sir Karl Popper (Wissenschaftstheoretiker) erklärte einmal sinngemäß: “Es gibt so viele Welten, so viele Gehirne es gibt. Und die Wissenschaft habe die Aufgabe, einen gemeinsamen Nenner zu finden, auf den sich alle einigen können.” Er meinte damit, jeder hat seine eigene Sicht der Dinge. Einen Trennungskonflikt kann man nur von etwas Lebendigem erleiden (soziales Miteinander, Großhirnrinde). Man kuschelt mit seinen Eltern, mit den Kindern, mit dem Partner und auch mit dem geliebten Tier. Mit einem Laptop kann man keinen Trennungskonflikt erleiden, mit dem Laptop kuschelt man nicht. Das Kind aber kann seine geliebte Puppe oder sein geliebtes Plüschtier, oder eben den geliebten Schneemann durchaus als lebendig empfinden und im Falle des Falles hierbei einen Trennungskonflikt erleiden. Jedes Individuum hat sein eigenes Empfinden! Und nur das zählt!
Um die Germanische Heilkunde® verstehen zu können, muß man sich in das Individuum im Moment des Konflikts versetzen können. Man muß also nachempfinden können, was ihm dabei durch den Kopf ging. Denn das ist der Konflikt und die Ursache. Also ein konfliktiver Moment (DHS). Dieser geht auch am Verstand völlig vorbei. Der Konfliktinhalt, der dann das jeweilige Programm bestimmt, wird assoziiert.
Mit intellektuellem Psychologiegeschwafel kommt man da nicht weiter. Das Kind hat aber mit Sicherheit auch einen motorischen Konflikt erlitten, “Nicht festhalten können” (Hände, Fieberkrampf). Ein einziges konfliktives Ereignis kann durchaus mehrere Sonderprogramme starten. Warum das Mädchen nochmals krampfte, wird den Grund haben, dass die Angelegenheit für sie eben noch nicht definitiv gelöst war (der neue Schneemann wird ja auch wegschmelzen). Erst die Umsicht der klugen Familie konnte das Problem aus der Welt schaffen. Oder die Krise, welche ja durchaus 2-3 Tage andauern kann, war noch nicht zu Ende.
Eine wirklich süße Geschichte! Man sieht, mit dem Wissen um die Germanische Heilkunde® verliert kann manches seinen Schrecken verlieren.
Wir treffen mit diesem beitrag keine Aussagen, die medizinisch interpretiert werden sollen. Vielmehr ist dies ein auf Tatsachen beruhender, inspirierende Wiedergabe von Erlebnissen.