Höhere Wirtschaftskreise geben uns vor, was wir zu denken und zu glauben haben!
Aktuell lese ich ein Buch, aus welchem ich passenderweise gern ein Zitat als Einleitung zu meinem Interview verwenden möchte. Der Autor Heinz v. Foerster schreibt in seinem Buch “Wissen und Gewissen” :
Das Faszinosum wie auch das Skandalom der Endeckung des Beobachters liegt in dem Umstand, das man Blindheit und Einsicht aller kognitiven Prozesse als eine Seite einer Medaillie erkennen muß, deren andere Seite wir nicht kennen. Zwischen Blindheit und Einsicht können wir hin und herwechseln. Für die Beobachtung erster Ordnung , die Beobachtung von Sachverhalten, genügt das allemal.
Erst auf der Ebene zweiter Ordnung, der Beobachtung von Beobachtungen, fällt auf, dass Sachverhalte immer nur für einen Beobachter sind und das der Beobachter nicht sieht, was er nicht sieht. Aufklärung, Ideologiekritik, Hermeneutik und Psychoanalyse machen sich dies zunutze. Aber das Problem liegt darin, wie Heinz Förster bündig formuliert, dass der Beobachter nicht sieht, dass er nicht sieht, was er nicht sieht.
Heinz von Foerster unterscheidet konzeptionell zwischen „trivialen“ und „nicht-trivialen Maschinen“. Dabei handelt es sich, streng genommen, lediglich um mathematische Funktionen, bei welchen die Input-Größe (x) und die Output-Größe (y) von einem außenstehenden Beobachter wahrgenommen werden können. Den einfachsten Fall einer trivialen Maschine kennen wir alle noch aus der Schulzeit:
y = kx + d
Eine einfache Geradengleichung. Wenn wir für bestimmte Ereignisse X- und Y-Werte messen und in ein Millimeterpapier eintragen, so können wir danach algorithmisch, z.B. nach der Methode der Minimierung der Abweichungsquadrate, eine Regressionsgerade durch die empirisch ermittelte Punktewolke legen und in Zukunft, anstatt für jedes X empirisch, also via Versuch, einen Y-Wert zu ermitteln, einfach den X-Wert in die Gleichung einsetzen und erhalten dadurch einen Näherungswert für Y per Berechnung anstatt durch Messung. Genau genommen können wir das nur innerhalb der Grenzen für X durchführen, für die wir früher schon einmal Messungen vorgenommen (also Y-Werte ermittelt) haben, dadurch wird die Berechnung zur Interpolation und nicht zur Extrapolation (außerhalb empirischer Messbereiche). Diese Vorgangsweise ist in den technischen und Naturwissenschaften alltäglich und hat sich auch entsprechend bewährt. Heinz von Foerster weist uns jedoch darauf hin, dass auch noch eine andere Gleichungsform existiert, welche für den Beobachter wesentlich größere, nahezu unüberwindbare, Herausforderungen bereitstellt. Sie besitzt die Form:
y = f(x,zt)
mit
zt = f(zt-1)
Hier ist z eine „verborgene Variable“, die für den außenstehenden Beobachter nicht zugänglich ist. Zusätzlich ist sie immer von ihrem eigenen Wert in der Vorperiode abhängig, d.h. zt ist eine Funktion von zt-1. Somit verbirgt sich in der Reihe der zi eine „geheime Geschichte“, nicht sichtbar für den außenstehenden Beobachter. Diesen Modellansatz benutzte ich bereits Ende der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts um den Nachweis zu führen, dass veröffentlichte Jahresabschlüsse keinen sinnvollen Informationsgehalt besitzen. Denn im Rechnungswesen existiert die „geheime Geschichte der zi“ sehr wohl, in Form des internen Rechnungswesens (Kostenrechnung, Investitions- und Finanzpläne, etc.), also alle Rechenwerke, welche zwar für die Entscheidung der Geschäftsleitung relevant sind, aber nicht an den Kapitalmarkt kommuniziert werden. Und selbstverständlich sind alle diese Werte auch von ihren eigenen Werten der Vorperiode abhängig, da ja Budgets und ihre Restbestände existieren. Unter diesen Voraussetzungen ist allerdings mathematisch bewiesen, dass zwischen den Variablen X und Y weder kausale Beziehungen wahrgenommen noch Prognosen erstellt werden können. Somit verlieren die veröffentlichten Bilanzen – aus mathematischen Gründen! – jegliche Bedeutung und Relevanz
(siehe www.antibilanz.info).
Eine „verborgene Geschichte“ befindet sich jedoch auch „innerhalb“ jedes einzelnen Lebewesens, in Form seiner Biografie. Ohne Kenntnis dieser Biografie sind Lebewesen für den außenstehenden Beobachter weder kausal erklärbar noch ihr Verhalten prognostizierbar. Es ist daher verständlich, dass eine plutokratische Elite, die ihre Pläne nach den naiven Grundrechenregeln der Finanzökonomie erstellt und danach dann auch so umsetzen möchte, die Bevölkerung vorzugsweise „trivialisiert“, d.h. in eindeutig interpretierbare und in ihrem Verhalten prognostizierbare Automaten verwandeln möchte (Konzept des Transhumanismus). Nur dann können die dem naiven Positivismus entstammenden finanziellen Pläne für die Plutokraten relevant und umsetzbar erscheinen. Tatsächlich berauben sie aber damit ihre Mitmenschen und andere Lebewesens ihrer (Entscheidungs-)Freiheit. Die Trivialisierung geht mit der Reduktion der Wahlmöglichkeiten für die zu lenkenden Subjekte einher. Die Einsichten der Solvay-Konferenz 1927 mit der zentralen Stellung des Beobachters für die Resultate von Experimenten sind zu dieser „Finanzelite“ bis heute nicht durchgedrungen geschweige denn in ihrer Tragweite verstanden worden. Dies ist der wesentliche Grund für die nun erfolgende Zeitenwende, in der „Beobachtungen zweiter Ordnung“ (Beobachtungen von Beobachtungsprozessen inklusive dem Beobachter anstatt simpler Sachverhalte) maßgeblich sein werden und schöpferische Menschen für ihre Ideen und Kommunikationen selbst die Verantwortung übernehmen werden, in Liebe und Freiheit, Empathie und freiwilliger Selbstverpflichtung.
Indoktrination durch höhere Wirtschaftskreise
Multiparadigmenwechsel
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