Zu jeder Geschichte gibt es zwei Seiten. So ist es auch für 5G, der fünften Generation von Mobilfunktechnologie.
Diese soll mit rasanter Geschwindigkeit als das Netzwerk der Zukunft flächendeckend bis 2025 in Europa und auch weltweit implementiert werden. Durch die Linse der Befürworter gesehen, handelt es sich bei 5G um einen notwendigen Meilenstein im Zeitalter der Digitalisierung, doch für Andere wirft diese Technologie Bedenken in Bezug auf dessen Überwachungskapazitäten und ernstzunehmende Schäden für Mensch und Umwelt auf.
Mehr Bandbreite und schnelleres Internet
Vom technologischen Standpunkt betrachtet kann 5G einfach mehr, und noch viel mehr. Mit größeren Bandbreiten werden noch schnellere Datenübertragungen (bis zu zehn Gigabit in der Sekunde) eine noch schnellere Internetverbindung im Vergleich zur Vorgängerversion 4G ermöglichen. Bei der Implementierung von 5G werden große Frequenzbänder im elektromagnetischen Spektrum zur Nutzung freigegeben, schon im Herbst 2018 sollen die ersten Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard in Österreich versteigert werden. Das sogenannte „Pionierband“ von 5G ist im Frequenzspektrum von 3.4 bis 3.8 GHz, zukünftig wird 5G aber überwiegend im Frequenzbereich von Millimeterwellen (30 bis 300 Ghz) arbeiten.
Bei der Einführung des 5G-Netzes handelt es sich neben einem noch schnelleren Internet jedoch um viel mehr, wie beispielsweise der Erschließung neuer Geschäftsmodelle für Industrien und dem Einsatz brandneuer technologischer Innovationen. Vernetzte Produktionsmaschinen, intelligente Haushaltsgeräte und auch selbstfahrende Autos würden mit Unterstützung von 5G betrieben werden können. 5G besitzt nämlich die Kapazität, eine Vielzahl von Smart-Geräten mit dem Internet zu verbinden, diese untereinander zu vernetzen und diene dadurch als Fundament für das IoT, dem Internet der Dinge. In einem von der Europäischen Kommission vorgelegten Fahrplan ist ein konsistenter, gleichförmiger Rollout von 5G in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vorgesehen. In mindestens einer Großstadt jedes Landes soll das Netzwerk bis 2020 online gehen; das Ziel sei, bis 2025 alle Ballungsräume und Verkehrswege flächendeckend mit 5G zu versorgen.
Umwelt mit 5G Sensoren
Große Handymasten sollen mit der Einführung von 5G der Vergangenheit angehören, denn in der Zukunft werden kleine 5G-kompatible Sensoren und Antennen in kleinen Boxen überall das Bild der Umwelt prägen, flächendeckend sowohl in urbanen als auch in ruralen Gebieten würden diese montiert werden. Eine massive Einrichtung von 5G-Masten überall im öffentlichen Raum sowie in der Nähe von privaten Haushalten wären dafür erforderlich, weil im Frequenzband von Millimeterwellen, in dem 5G zukünftig wirken soll, Daten nur auf kurze Distanzen transmittiert werden können. Sensoren in Ampeln, überall im Straßenverkehr, überall in der Umwelt. Die Stadt Wien und die Zentralanstalt für Metereologie und Geodynamik (ZAMG) gaben vor Kurzem bekannt, dass in den nächsten Jahren 1.200 neue Ampelanlagen mit rund 10.000 Wetter- und Umweltsensoren ausgestattet werden, die durch „Big Data Analytics“ eine Vielzahl von Anwendungen ermöglichen sollen. Die Verarbeitung großer gesammelter Datenmengen sei eine Methode für die „intelligente Stadt der Zukunft“ (Stichwort: Smart City), bei der durch das Internet der Dinge physische und virtuelle Gegenstände miteinander vernetzt sein werden. Noch im Jahr 2018 erfolgt die erste Testphase derartiger Ampelanlagen entlang des Rings.
Um die riesigen Datenmengen verarbeiten zu können, die durch diese vernetzten Smartsysteme generiert werden, benötigt es eben auch eine große Bandbreite, welche nur durch 5G ermöglicht werden kann. Die Ausstattung einer solchen flächendeckenden 5G-Infrastruktur, die eine enorme Menge von Datenmengen aufnehmen und weitergeben können, erhöhen die Überwachungsmöglichkeiten derjenigen Parteien mit Zugriff zu diesen Daten erheblich. Darüber hinaus existieren ernstzunehmende Bedenken über die gesundheitlichen Effekte der Strahlung, die im Frequenzband von Millimeterwellen emittiert werden, in dem 5G wirkt.
5G Frequenzen
Bei einer internationalen Konferenz des Israel Institute for Advanced Studies (IIAS) in Jerusalem wurden Ergebnisse von israelischen Forschungsstudien präsentiert, die beweisen, dass elektromagnetische Wellen im selben Frequenzbereich von 5G auch für Waffen zur Massenkontrolle verwendet werden. Aktuellen Forschungsergebnisse von Wireless-Frequenzen zufolge interagieren Frequenzen im Millimeter- und Submillimeterbereich direkt mit der menschlichen Haut, insbesondere mit Schweißdrüsen. Die Wissenschaftler warnten, dass mehr Forschung in Bezug auf Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit nötig seien, bevor diese Technologie flächendeckend ausgerollt wird. Mehrere Wissenschaftler äußerten ihr Bedenken darüber, dass derzeitige Regulationen nicht ausreichend wären, die öffentliche Gesundheit zu garantieren.
“Es besteht jetzt ein dringender Bedarf, Auswirkungen von 5G auf die menschliche Gesundheit zu untersuchen, bevor Millionen Menschen dem ausgesetzt werden. Wir müssen wissen, ob 5G die Risiken von Hautkrankheiten wie Melanom oder anderen Hautkrebskrankheiten erhöht,”
so Ron Melnick, Wissenschaftler für NIEHS (National Institute of Environmental Health Sciences)
Allgemein ist auch nach wie vor die Faktenlage über gesundheitliche Konsequenzen von elektromagnetischer Strahlung höchst umstritten. Bei einem internationaler Appell von 2015 an die Vereinten Nationen (UN) forderten 190 Wissenschaftler aus 39 Nationen die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dazu auf, besser schützende Richtlinien für nicht-ionisierende elektromagnetische Felder einzuführen. Die Unterzeichner des „International EMF Scientist Appeal“, alle mit Beiträgen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften über die biologischen und gesundheitlichen Effekte elektromagnetischer Strahlung, verlangen auf Basis ihrer Forschungen bessere Sicherheitsmaßnahmen und die permanente Änderung der Klassifikation von elektromagnetischer Strahlung zu „wahrscheinlich Carzinogen“. Anhand der Erkenntnisse von publizierten Forschungsergebnissen würde hervorgehen, dass schon bei niedriger Strahlungsintensität erhöhtes Krebsrisiko, DNA Schäden, die Entstehung von freien Radikalen und auch mögliche neurologische Krankheiten sowie Lern- und Gedächtnismängel resultieren können.
Für den ehemaligen Vorsitzenden der US Federal Communications Commission (FCC), Tom Wheeler, gelte bei der Implementierung von 5G aber entgegen der genannten gesundheitlichen Bedenken als erste Regel: “die Technologie soll die Richtlinien bestimmen, nicht die Richtlinien die Technologie”.
Bezüglich Sicherheitsstandards, so Wheeler in einer Rede 2016:
“…werden wir nicht auf die Standards warten, die zuerst in Standard-Einstellungsprozessen oder von Regierungen geführten Aktivitäten entwickelt werden. Stattdessen werden wir ein reichliches Spektrum freischalten und dann auf einen privatwirtschaftlich geführten Prozess für die Erstellung der am besten für diese Frequenzen und deren Nutzen geeigneten technischen Standards vertrauen.”
Beim rasanten Rollout von 5G werden die genannten gesundheitlichen Bedenken vieler Wissenschaftler über die flächendeckende Nutzung des Frequenzbandes von Millimeterwellen nicht berücksichtigt. 5G ist im Prozess mit enormen Kosten für die Öffentlichkeit eingeführt und durch technologischen Fortschritt gerechtfertigt zu werden, während die Öffentlichkeit nicht über das ganze Spektrum an Konsequenzen aufgeklärt wird, insbesondere der Weiterentwicklung eines potentiell totalitären Überwachungssystems und einhergehenden gesundheitlicher Gefahren.