Im letzten GfKV-Newsletter #07 vor Weihnachten 2021 haben wir Sie ermutigt, persönliche Vorsorgen für kommende Krisen zu treffen,
da etliche Fakten auf eine kritische Lageentwicklung hingewiesen haben. Die von uns skizzierten Optionen sind im letzten Jahr Gott sei Dank nicht eingetreten. War diese Warnung überzogen, oder – wie uns einige Kritiker unterstellen – „Panikmache“?
Blackout-Simulation Neustart
#krisenfit
“Schritt für Schritt - Krisenfit!”
Kinderpodcast
Möglicher Katastrophenwinter 2022/23
Wie Sie den Medienberichten entnehmen können, befinden wir uns in einer ernsten Energiekrise, auch wenn sie nicht überall klar angesprochen wird. Während die Krisenlage in Deutschland intensiv erörtert wird, setzen Behörden und Medien in Österreich weiterhin auf das Prinzip Hoffnung und versuchen, den Ernst der Lage herunterzuspielen. Auch in der Schweiz rechnet man mit einer veritablen Krise und kommuniziert dies bereits aktiv.
Unsere Warnungen sind ebenfalls deutlich! Hoffnung allein ist zu wenig, insbesondere dann, wenn viele Indikatoren auf krisenhafte Entwicklungen hinweisen und mit großen gesellschaftlichen Verwerfungen zu rechnen ist.
Wir befinden uns in der schwersten Energiekrise seit mindestens 45 Jahren, die uns noch unliebsame Folgen bescheren könnte! Die derzeitigen Entwicklungen lassen einen Katastrophenwinter 2022/23 mit weitreichenden Gas- und Stromlieferunterbrechungen erwarten. Im schlimmsten Fall droht sogar ein Blackout. All diese Ereignisse würden schon einzeln zu schwerwiegenden Lieferkettenunterbrechungen und Versorgungsengpässen führen. Treten diese zeitgleich auf, können die Probleme existenzgefährdend werden. Umso wichtiger ist daher eine effektive Krisenvorsorge auf allen Ebenen der Verwaltung (Behörden) und im privaten Bereich, um Schlimmeres zu verhindern.
Ein Szenario Blackout und diverse Strommangellagen werden bereits seit Jahren thematisiert, eine Erdgaskrise, wie sie sich derzeit in Europa abzeichnet, schien bis vor Kurzem jedoch noch ziemlich unrealistisch, obwohl eine derartige Katastrophe bereits 2018 im Rahmen der länderübergreifenden Übung (LÜKEX 2018) “Gasmangellage in Süddeutschland” erörtert wurde. Die Erkenntnisse daraus sind schockierend und die beurteilten Folgen verheerend. Eine globale Erdgaskrise würde fatale Lieferkettenunterbrechungen und ein Versorgungschaos auslösen.
Gleichzeitig hat sich in den vergangenen Monaten die Lage im europäischen Stromnetz massiv zugespitzt: Die Strompreise gehen nicht nur aufgrund der horrenden Gaspreise durch die Decke. Es fehlen auch in vielen Ländern Produktionskapazitäten. Etwa in Frankreich, wo derzeit rund die Hälfte der Atomkraftwerke vom Netz genommen wurde und wo noch niemand weiß, ob diese bis zum kommenden Winter wieder verfügbar sein werden. Frankreich war bisher Hauptstromexporteur und ist nun bereits im Sommer zum Importeur geworden. Der Strom für das 4. Quartal wird in Frankreich bereits mit deutlich über 1.000 € pro MWh und zum Teil schon mit über 2.000 € gehandelt. Für etwas, dass noch vor nicht allzu langer Zeit unter 100 € gehandelt wurde, eine enorme Preissteigerung. Dabei sind auch die explodierenden Gaspreise mitverantwortlich, die ebenfalls von $ 3.50/MMBtu (million British thermal units) im August 2019 auf kürzlich $71.00/MMBtu explodiert sind (Global natgas benchmark ICIS TTF). Zusätzlich stehen aufgrund des Ukrainekrieges und der Sanktionen weitreichende Gaslieferstopps im Raum. Fehlende Energie kann jedoch durch nichts ersetzt werden, auch nicht durch noch so viel Geld.
Die extreme Trockenheit in Europa hat zusätzlich dazu geführt, dass in vielen Ländern die Stromproduktion reduziert werden musste. Nicht nur bei Wasserkraftwerken, sondern auch bei zu kühlenden thermischen Kraftwerken. Die geplante kurzfristige Reaktivierung der deutschen Kohlekraftwerke als Ersatz für die Gaskraftwerke scheitert nicht nur am fehlenden Personal, sondern auch an der Kohle, die erst auf dem Weltmarkt beschafft werden muss und durch Niedrigwasser nicht mehr über den Rhein zu den Kraftwerken transportiert werden kann. Die blauäugig geforderte Gasbedarfsreduktion um 15 % lässt sich oft technisch nicht umsetzen, weil es dafür keine Vorbereitungen gibt. Bei vielen Prozessen ist das überhaupt nicht möglich. Eine zwangsweise Durchsetzung in Form einer Gasmangelbewirtschaftung wäre nur über großflächige Stromabschaltungen möglich. Massive Infrastrukturschäden wären die Folge. Fällt der Gasdruck unter ein gewisses Niveau, werden Sicherheitsventile aktiviert, die dann alle manuell wieder in Betrieb genommen werden müssten. Bis dahin wären aber längst Gaskraftwerke oder die industrielle Produktion zusammengebrochen, da hier wesentlich mehr Druck benötigt wird. Daher sollten wir uns auf einen sehr harten Winter vorbereiten, auch wenn noch ein Funke Hoffnung besteht, dass es doch nicht so schlimm kommt.
Vertiefende und weiterführende Betrachtungen finden Sie in der systemischen Betrachtung Katastrophenwinter 2023 – Fiktion oder bald Wirklichkeit? oder im Update 04/22, Europa auf dem Weg in die Katastrophe. Eine Auswertung der aktuellen Entwicklungen finden Sie unter Aktuelle Situation und Gaskrise in Europa.
Von offiziellen Stellen wurde bisher fast nur auf das Prinzip „Hoffnung“ gesetzt und wertvolle Zeit für Vorbereitungen vergeudet. Denn es geht nicht darum, ob es wirklich so weit kommt, sondern dass wir kaum in der Lage wären, mit solchen Ereignissen umzugehen, womit schwere wirtschaftliche und gesellschaftliche Verwerfungen drohen.
Call to Action: persönliche Vorsorge!
Daher rufen wir Sie erneut zur Vorsorge auf und ersuchen Sie, dieses Wissen auch in Ihren Netzwerken weiterzutragen und zu versuchen, möglichst viele Menschen in Ihrem Umfeld noch zum eigenverantwortlichen Handeln zu bewegen. Passives Zuwarten, bis Lösungen „vom Himmel fallen“ verschlimmert die Lage! Sollte es zu turbulenten Entwicklungen kommen, ist der soziale Zusammenhalt im eigenen Umfeld entscheidend für die Bewältigung einer Katastrophe. Solange wir miteinander reden und versuchen, gemeinsame Lösungen zu finden, werden Eskalationen hinausgeschoben. Kapseln sich Menschen ab, kann es rasch sehr „ungemütlich“ werden. Lesen Sie die Auswertung des Buches „Im Grunde gut“, welches mit einigen Mythen aufräumt, auch wenn es für die eine oder andere Aussage oder Einschätzung Kritik geben mag.
Es gelten weiterhin die bisherigen Empfehlungen zur Krisenvorsorge. Die Vorräte dennoch aufzustocken, ist allerdings kein Fehler! Faustregel: zumindest 14 Tage ohne Einkauf über die Runden kommen! Das Problem ist nicht eine temporäre Gas- bzw. Stromabschaltung, sondern der Umstand, dass es lange dauern kann, bis die Versorgungslogistik wieder funktioniert.
In Österreich versuchen wir gerade mit dem Lebensmittelhandel, der Lebensmittelproduktion und Logistik ein Notversorgungskonzept anzustoßen, damit nach einem Blackout zumindest möglichst rasch wieder eine einfache Notversorgung sichergestellt werden kann. Sie ist das Fundament, um überhaupt wieder ins Tun zu kommen und damit die Mitarbeiter wieder in die Arbeit kommen, um die Systeme wieder hochzufahren!
Wie Sie sehen, hat sich einiges getan und die Herausforderungen werden nicht weniger. Sollten Sie bereits ausreichend vorgesorgt haben, GRATULATION und herzlichen Dank für Ihren wertvollen Beitrag zur Resilienz unserer Gesellschaft! Sollten Sie noch nicht so weit sein, dann hoffen wir, dass dieser flammende Appell Sie ermutigt, ebenfalls rasch mit einer effektiven Krisenvorsorge zu beginnen. Es ist noch nicht zu spät!
Unsere Hilfestellungen für Sie:
Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund!
Herbert Saurugg, Gottfried Pausch und Franz Hein
Seit Jahren verbreite ich umfangreiche Analysen für den Fall eines Blackouts auf meiner Webseite.
Seit 2019 auch in Kooperation mit GAIA: Meine Newsletter werden bei Erscheinen auch hier für Interessierte veröffentlicht.