GfKV-Newsletter #08 - Gesellschaft für Krisenvorsorge

GfKV-Herbert Saurugg

Im letzten GfKV-Newsletter #07 vor Weihnachten 2021 haben wir Sie ermutigt, persönliche Vorsorgen für kommende Krisen zu treffen,

da etliche Fakten auf eine kritische Lageentwicklung hingewiesen haben. Die von uns skizzierten Optionen sind im letzten Jahr Gott sei Dank nicht eingetreten. War diese Warnung überzogen, oder – wie uns einige Kritiker unterstellen  – „Panikmache“?

Catastrophe 2028623 640Nein, wir wollten Sie lediglich auf eine mögliche kritische Entwicklung aufmerksam machen und dabei unterstützen, die eigene Selbstwirksamkeit für den Fall der Fälle zu erhöhen. Also eine Sicherheitskommunikation, wie sie vonseiten der Behörden derzeit leider fehlt bzw. zu spät erfolgt. Dies ist auch eine Erkenntnis aus dem jüngsten großen Stromausfall in Tirol (Anfang August): “Wichtig ist, dass die Kommunikation zwischen den Behörden funktioniert. Eine schnelle und präzise Erstinformation über das Ausmaß und die mögliche Dauer ist für den weiteren Verlauf entscheidend” Was hier bedauerlicherweise wieder vergessen wird, ist, dass es nicht nur um die Behörden, sondern auch um die gesamte Öffentlichkeit, nämlich um die Bevölkerung geht. Nächstes Beispiel: die aktuellen schweren Regenfälle in Vorarlberg. Der Zivilschutzalarm wurde um 21:30 Uhr ausgelöst, wo das Primärereignis am Nachmittag längst vorbei war. Die zuvor ausgesprochenen Warnungen sind in der Bevölkerung kaum angekommen, weil die handlungsleitenden Informationen und Anweisungen zu spät gekommen sind oder die meisten Menschen gar nicht erreicht haben. Auch in Deutschland sind die Erkenntnisse nach den jüngsten Ereignissen nicht wesentlich besser, auch wenn man diese Lehre aus dem katastrophalen Ereignis vor einem Jahr im Ahrtal bereits gezogen hat. Es geht nicht nur darum, dass Sirenenalarm ausgelöst wird, wenn der Schadensfall bereits eingetreten ist, sondern v.a. darum, dass die Menschen schon vorgestaffelt über krisenhafte Entwicklungen informiert und mit Handlungsanweisungen unterstützt werden. Alles nicht neu, aber wir haben scheinbar noch immer nicht dazugelernt, obwohl wir nun schon seit Längerem wissen, dass Extremwetterlagen künftig noch häufiger auftreten werden. Kurz nach den Ereignissen gibt es immer eine große Betroffenheit und bald danach ist wieder alles vergessen und es geht weiter wie bisher. Resilienz, also Lern- und Anpassungsfähigkeit, sieht anders aus! Wir selbst sind gefordert! Extremwetterereignisse werden zunehmend dynamischer und noch schwerer vorhersagbar, insbesondere im Hinblick auf die Verlaufsrichtung der Unwetter. Besser ist, wenn wir in Krisenfällen „vorsorglich“ gewarnt werden, ohne letztlich betroffen zu sein, als zu spät oder gar nicht. Die „Gefahr“ eines Fehlalarms ist häufig (der vorgeschobene) Grund, warum Warnungen nicht präventiv ausgelöst werden. Es geht nicht darum, „Schuldige“ zu finden, sondern konkrete Vorschläge zu präsentieren, wie Frühwarnungen künftig besser gelingen. In den vergangenen Monaten hat sich viel getan – nicht alles geriet zum Besseren (Beispiele sind auf der Webseite von Herbert Saurugg dokumentiert). Es ist nicht möglich, alle Erkenntnisse aus krisenhaften Entwicklungen via Newsletter zu kommunizieren. Daher unsere Bitte: besuchen Sie regelmäßig die o.a. Webseite, so bleiben Sie im Hinblick auf krisenhafte Entwicklungen am Laufenden.

Blackout-Simulation Neustart

Neustart Mockup 400Die 1. Auflage der Blackout-Simulation Neustart ist ein großer Erfolg und mittlerweile nahezu vergriffen. Einzelne Exemplare sind noch verfügbar. Die 2. Auflage wird in Auftrag gegeben, wenn wiederum eine ausreichend große Abnahmeanzahl verbindlich vorliegt. Sollten Sie an einer größeren Stückzahl interessiert sein, dann nehmen Sie bitte mit uns Kontakt auf.

#krisenfit

LinkErfreulicherweise gab es inzwischen auch schon erste Vorsorgeangebote unter der Dachmarke“Mach mit! Österreich wird krisenfit!” Wir sind zuversichtlich, dass die Nachfrage kontinuierlich steigt! Wir suchen weiterhin Partnerorganisationen, die uns mit ihrem Logo und eigenen Aktivitäten bei der Krisenvorsorge unterstützen. Dabei kann unser Logo für die jeweiligen Aktivitäten genutzt werden. Mit dieser Dachmarke (Wiedererkennungswert) erreichen wir mehr Menschen und können noch besser zur Krisenvorsorge beitragen.

“Schritt für Schritt - Krisenfit!”

Sfs KrisenfitBesonders freut uns, dass wir mit Sandra Kreitner eine unglaublich wertvolle Aktivistin als Botschafterin für Bayern gewinnen konnten. Sie baut gerade die Partnerinitiative “Schritt für Schritt – Krisenfit!”in Deutschland auf. Nachdem wir mittlerweile auch einige Mitglieder aus Deutschland und der Schweiz „an Bord“ haben, bereiten wir eine organisatorische Erweiterung der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge (GfKV) mit eigenen Länderorganisationen vor. Die Themen „Vorsorge“ und „Krisenfitness“ sind grenzüberschreitend aktuell.

Kinderpodcast

Fuer Kinder ErklaertIn Krisen sind Kinder besonders betroffen. Wir haben daher eine Podcast-Serie für Kinder bereitgestellt, wo Herbert Saurugg das Thema altersgerecht erklärt. Damit können Kinder (aber auch Jugendliche und Erwachsene) besser auf dieses Thema vorbereitet und krisenfit werden. Das entlastet in der Krise die Eltern. Wichtig ist, dass Sie als Eltern im Vorfeld mit den Betreuungseinrichtungen (Kindergärten, Tagesstätten, Schulen, Internate, Studierendenheime etc.) Kontakt aufnehmen und herausfinden, welche Pläne zur Krisenvorsorge es dort gibt. Damit reduziert sich im Anlassfall Ihr Stress-Pegel, weil Sie wissen, dass Ihr Nachwuchs gut versorgt ist. Fehlen konkrete Krisenpläne, sollten Sie diesen Missstand aufzeigen. Dazu gibt es eine Reihe von Fragen. Wir arbeiten auch gerade an einem Leitfaden für Schulen, der wieder öffentlich zur Verfügung gestellt wird. Auch gibt es zwei Kinderbücher, die das Thema auf anschauliche Weise und kindergerecht vermitteln. Empfehlen Sie auch diese Hilfestellungen weiter.

Möglicher Katastrophenwinter 2022/23

Blackout Logistik

Wie Sie den Medienberichten entnehmen können, befinden wir uns in einer ernsten Energiekrise, auch wenn sie nicht überall klar angesprochen wird. Während die Krisenlage in Deutschland intensiv erörtert wird, setzen Behörden und Medien in Österreich weiterhin auf das Prinzip Hoffnung und versuchen, den Ernst der Lage herunterzuspielen. Auch in der Schweiz rechnet man mit einer veritablen Krise und kommuniziert dies bereits aktiv.

Unsere Warnungen sind ebenfalls deutlich! Hoffnung allein ist zu wenig, insbesondere dann, wenn viele Indikatoren auf krisenhafte Entwicklungen hinweisen und mit großen gesellschaftlichen Verwerfungen zu rechnen ist.

Wir befinden uns in der schwersten Energiekrise seit mindestens 45 Jahren, die uns noch unliebsame Folgen bescheren könnte! Die derzeitigen Entwicklungen lassen einen Katastrophenwinter 2022/23 mit weitreichenden Gas- und Stromlieferunterbrechungen erwarten. Im schlimmsten Fall droht sogar ein Blackout. All diese Ereignisse würden schon einzeln zu schwerwiegenden Lieferkettenunterbrechungen und Versorgungsengpässen führen. Treten diese zeitgleich auf, können die Probleme existenzgefährdend werden. Umso wichtiger ist daher eine effektive Krisenvorsorge auf allen Ebenen der Verwaltung (Behörden) und im privaten Bereich, um Schlimmeres zu verhindern.

Ein Szenario Blackout und diverse Strommangellagen werden bereits seit Jahren thematisiert, eine Erdgaskrise, wie sie sich derzeit in Europa abzeichnet, schien bis vor Kurzem jedoch noch ziemlich unrealistisch, obwohl eine derartige Katastrophe bereits 2018 im Rahmen der länderübergreifenden Übung (LÜKEX 2018) “Gasmangellage in Süddeutschland” erörtert wurde. Die Erkenntnisse daraus sind schockierend und die beurteilten Folgen verheerend. Eine globale Erdgaskrise würde fatale Lieferkettenunterbrechungen und ein Versorgungschaos auslösen.

Gleichzeitig hat sich in den vergangenen Monaten die Lage im europäischen Stromnetz massiv zugespitzt: Die Strompreise gehen nicht nur aufgrund der horrenden Gaspreise durch die Decke. Es fehlen auch in vielen Ländern Produktionskapazitäten. Etwa in Frankreich, wo derzeit rund die Hälfte der Atomkraftwerke vom Netz genommen wurde und wo noch niemand weiß, ob diese bis zum kommenden Winter wieder verfügbar sein werden. Frankreich war bisher Hauptstromexporteur und ist nun bereits im Sommer zum Importeur geworden. Der Strom für das 4. Quartal wird in Frankreich bereits mit deutlich über 1.000 € pro MWh und zum Teil schon mit über 2.000 € gehandelt. Für etwas, dass noch vor nicht allzu langer Zeit unter 100 € gehandelt wurde, eine enorme Preissteigerung. Dabei sind auch die explodierenden Gaspreise mitverantwortlich, die ebenfalls von $ 3.50/MMBtu (million British thermal units) im August 2019 auf kürzlich $71.00/MMBtu explodiert sind (Global natgas benchmark ICIS TTF). Zusätzlich stehen aufgrund des Ukrainekrieges und der Sanktionen weitreichende Gaslieferstopps im Raum. Fehlende Energie kann jedoch durch nichts ersetzt werden, auch nicht durch noch so viel Geld.

Die extreme Trockenheit in Europa hat zusätzlich dazu geführt, dass in vielen Ländern die Stromproduktion reduziert werden musste. Nicht nur bei Wasserkraftwerken, sondern auch bei zu kühlenden thermischen Kraftwerken. Die geplante kurzfristige Reaktivierung der deutschen Kohlekraftwerke als Ersatz für die Gaskraftwerke scheitert nicht nur am fehlenden Personal, sondern auch an der Kohle, die erst auf dem Weltmarkt beschafft werden muss und durch Niedrigwasser nicht mehr über den Rhein zu den Kraftwerken transportiert werden kann. Die blauäugig geforderte Gasbedarfsreduktion um 15 % lässt sich oft technisch nicht umsetzen, weil es dafür keine Vorbereitungen gibt. Bei vielen Prozessen ist das überhaupt nicht möglich. Eine zwangsweise Durchsetzung in Form einer Gasmangelbewirtschaftung wäre nur über großflächige Stromabschaltungen möglich. Massive Infrastrukturschäden wären die Folge. Fällt der Gasdruck unter ein gewisses Niveau, werden Sicherheitsventile aktiviert, die dann alle manuell wieder in Betrieb genommen werden müssten. Bis dahin wären aber längst Gaskraftwerke oder die industrielle Produktion zusammengebrochen, da hier wesentlich mehr Druck benötigt wird. Daher sollten wir uns auf einen sehr harten Winter vorbereiten, auch wenn noch ein Funke Hoffnung besteht, dass es doch nicht so schlimm kommt.

Vertiefende und weiterführende Betrachtungen finden Sie in der systemischen Betrachtung Katastrophenwinter 2023 – Fiktion oder bald Wirklichkeit? oder im Update 04/22, Europa auf dem Weg in die Katastrophe. Eine Auswertung der aktuellen Entwicklungen finden Sie unter Aktuelle Situation und Gaskrise in Europa.

Von offiziellen Stellen wurde bisher fast nur auf das Prinzip „Hoffnung“ gesetzt und wertvolle Zeit für Vorbereitungen vergeudet. Denn es geht nicht darum, ob es wirklich so weit kommt, sondern dass wir kaum in der Lage wären, mit solchen Ereignissen umzugehen, womit schwere wirtschaftliche und gesellschaftliche Verwerfungen drohen.

Call to Action: persönliche Vorsorge!

LinkDaher rufen wir Sie erneut zur Vorsorge auf und ersuchen Sie, dieses Wissen auch in Ihren Netzwerken weiterzutragen und zu versuchen, möglichst viele Menschen in Ihrem Umfeld noch zum eigenverantwortlichen Handeln zu bewegen. Passives Zuwarten, bis Lösungen „vom Himmel fallen“ verschlimmert die Lage! Sollte es zu turbulenten Entwicklungen kommen, ist der soziale Zusammenhalt im eigenen Umfeld entscheidend für die Bewältigung einer Katastrophe. Solange wir miteinander reden und versuchen, gemeinsame Lösungen zu finden, werden Eskalationen hinausgeschoben. Kapseln sich Menschen ab, kann es rasch sehr „ungemütlich“ werden. Lesen Sie die Auswertung des Buches „Im Grunde gut“, welches mit einigen Mythen aufräumt, auch wenn es für die eine oder andere Aussage oder Einschätzung Kritik geben mag.

Es gelten weiterhin die bisherigen Empfehlungen zur Krisenvorsorge. Die Vorräte dennoch aufzustocken, ist allerdings kein Fehler! Faustregel: zumindest 14 Tage ohne Einkauf über die Runden kommen! Das Problem ist nicht eine temporäre Gas- bzw. Stromabschaltung, sondern der Umstand, dass es lange dauern kann, bis die Versorgungslogistik wieder funktioniert.

In Österreich versuchen wir gerade mit dem Lebensmittelhandel, der Lebensmittelproduktion und Logistik ein Notversorgungskonzept anzustoßen, damit nach einem Blackout zumindest möglichst rasch wieder eine einfache Notversorgung sichergestellt werden kann. Sie ist das Fundament, um überhaupt wieder ins Tun zu kommen und damit die Mitarbeiter wieder in die Arbeit kommen, um die Systeme wieder hochzufahren!

Wie Sie sehen, hat sich einiges getan und die Herausforderungen werden nicht weniger. Sollten Sie bereits ausreichend vorgesorgt haben, GRATULATION und herzlichen Dank für Ihren wertvollen Beitrag zur Resilienz unserer Gesellschaft! Sollten Sie noch nicht so weit sein, dann hoffen wir, dass dieser flammende Appell Sie ermutigt, ebenfalls rasch mit einer effektiven Krisenvorsorge zu beginnen. Es ist noch nicht zu spät!

Unsere Hilfestellungen für Sie:

Gesellschaftliche Verantwortung

Herzliche Grüße und bleiben Sie gesund!
Herbert Saurugg, Gottfried Pausch und Franz Hein

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Seit Jahren verbreite ich umfangreiche Analysen für den Fall eines Blackouts auf meiner Webseite.

Seit 2019 auch in Kooperation mit GAIA: Meine Newsletter werden bei Erscheinen auch hier für Interessierte veröffentlicht.

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