Dieser Tage höre ich von vielen Eltern, dass sie extremen Stress erleben.
Hervorgerufen durch die große Menge an Hausaufgaben, die ihre Kinder machen sollen. Vermutlich all jene, deren schulpflichtige Kinder nun zu Hause sind, erleben dieses Szenario. Doch es geht auch anders: Hier ein Bericht von Pia aus Wien.
Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern, wobei meine zweitgeborene Tochter derzeit die 4. Klasse einer Volksschule in Wien 23 besucht. Ich bin berufstätig und verrichte zurzeit – durch diese Corona Krise verursacht – wie viele andere auch meine Arbeit in den eigenen vier Wänden. Dazu kommen natürlich die üblichen Arbeiten im Haushalt. Waren meine täglichen Aufgaben (Arbeit, Haushalt) vor dem 13.03.2020 noch einigermaßen zu schaffen und unter einen Hut zu bringen, so ist die zusätzliche Belastung durch den Heimunterricht für meine Tochter doch enorm. Auch aus meinem persönlichen Umfeld höre und lese ich immer wieder, dass Lehrer und Lehrerinnen die Schüler (und damit jetzt auch die Eltern) mit Hausaufgaben bzw. Übungen förmlich überschütten. Dabei gilt es auch noch zu bedenken, dass die meisten Eltern keine pädagogische Ausbildung haben und außerstande sind, ihren Kindern den enormen Lernstoff beizubringen.
Gestern habe ich – wie schon viele Male davor – wieder einmal mit einer unserer Klassenlehrerinnen, welche für die Verteilung der Aufgaben zuständig ist, gesprochen und dabei ihre persönliche Meinung erfahren.
Aus ihrer Sicht ist der enorme Druck auf die Kinder und Eltern nicht angebracht, denn sie schließt aus, dass es für dieses Semester zu einer Benotung kommt. Dafür wird es in naher Zukunft sehr wahrscheinlich eine eigene Regelung geben.
Es ist schon gut, wenn die Kinder beim Lernen „am Ball“ bleiben – aber viel wichtiger ist in dieser außergewöhnlichen Gesamtsituation, dass die soziale Komponente innerhalb der Familie hervorgehoben wird. Das heißt, der unnötige Druck auf Kinder und Eltern muss von den Eltern abgefangen und abgeschwächt werden. Keiner braucht Angst oder Bedenken zu haben, dass die Kinder am Schulende schlechte Noten erhalten. Eine Beurteilung ist aus ihrer Sicht ohnehin nicht möglich, da Lehrer und Lehrerinnen ja gar nicht feststellen können, wer letztendlich die Aufgaben gelöst bzw. eventuelle Fehler korrigiert hat. Besagte Lehrerin vergibt selbst nur wenige Aufgaben und Arbeitsblätter, welche eher leicht, und ohne Druck zu bewältigen sind. Es darf nämlich nicht vergessen werden, dass die Kinder derzeit ohnehin unter starkem Druck stehen (durch die Krise an sich, die sie natürlich auch mitbekommen) und ihnen zusätzlich noch der persönliche Kontakt zu den Mitschülern und Mitschülerinnen genommen wurde. Es besteht also Grund zur Sorge, dass zahlreiche Kinder und auch Eltern in eine psy-chische Ausnahmesituation gedrängt werden, welche die Kinder in ihrer normalen Entwicklung hemmt – und im schlimmsten Fall vielleicht sogar eine psychologische Betreuung notwendig wird.
Liebe Eltern,
- Folgen wir gehorsam den oft vollkommen überzogenen „Forderungen“ des Lehrpersonals, welches die Stimmung zu Hause zum Kippen bringt?
- Falls ja, wie fühlt sich diese Situation an?
- Wie selbstbestimmt empfinden wir dabei unser Handeln?
- Ist es das, was wir WIRKLICH WOLLEN?
Falls nein, wäre dies die Stunde, ein Leben in Eigenverantwortung zu beginnen.