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Vorträge Schweiz | „Das Schulsystem macht krank“

WSF-Ricardo Leppe

Vortrag Schweiz Teil 1

Bis vor kurzem wusste ich nicht annähernd wie viele Onlinekongresse es gibt… derzeit darf ich auf sehr vielen mitsprechen :)

Vortrag in der Schweiz Teil 2

Die Hürden, als Lehrkraft den Staatsdienst zu verlassen, sind hoch.

(München) Es drohen Angst vor Arbeitslosigkeit, Verlust von Pensionsansprüchen, möglicherweise sogar ein kompletter Berufswechsel. Trotzdem gibt es immer wieder Lehrerinnen und Lehrer, die ihren Hut nehmen und aussteigen. Eine bayerische Grundschullehrerin hat das jetzt getan. Die Begründung ihres Antrags auf Entlassung aus dem Beamtenverhältnis liegt News4teachers vor. Wir veröffentlichen hier einen gekürzten anonymisierten Anschnitt des Antrages mit Quellenhinweis weiter.

Nach § 33 BBG BeamtStG bzw. § 24 Abs. 1 Nr. 4 BeamtStG beantrage ich hiermit die Entlassung aus dem Beamtenverhältnis.

Mir ist bewusst, dass ich damit den Anspruch auf Beschäftigung verliere sowie meine Pensionsansprüche. Ich weiß, dass aktuell Lehrer:innenmangel herrscht und bin dennoch nicht bereit, meine Arbeitskraft, meine Expertise und Leidenschaft für den Lehrberuf zur Verfügung zu stellen, da sich strukturell nichts ändert.

Ich danke dem Freistaat Bayern für meine Ausbildung in Theorie und Praxis und die Möglichkeit, als Grundschullehrerin tätig gewesen zu sein. Ich bin mit Herz und Seele Lehrerin und habe die Zeit mit den Kindern im Klassenzimmer sehr genossen! Gleichzeitig habe ich erfahren müssen, wie sehr dieses System allen Menschen schadet, die daran beteiligt sind: Eltern, Lehrer:innen, Schüler:innen und Schulleiter:innen.

Die wichtigsten Gründe, die zu meiner Entscheidung geführt haben, in diesem System nicht mehr tätig sein zu wollen, sind folgende:

1) Der Mensch als Objekt

Ich finde es unzumutbar, Kindern als vulnerabler Gruppe nicht auf menschlicher Ebene begegnen zu dürfen, sondern sie zu Objekten von Erwartungen machen zu müssen, die nur in ihrer Rolle und Funktion gesehen werden. Kinder als Akt eines Verwaltungsapparates zu betrachten, widerspricht meiner humanistischen Sichtweise. (…)

Die betroffenen Menschen sind übrigens hier nicht nur die Kinder, sondern Eltern und als verlängerter Arm des Staats die Lehrer:innen und Schulleiter:innen.

Wir alle sind davon betroffen, dass der staatliche Verwaltungsapparat uns nicht zutraut, eigenverantwortlich und selbständig zu handeln.

In der Schule müssen Kinder funktionieren, egal ob sie gerade aus ihrer Heimat geflüchtet sind, zu Hause geschlagen oder sexuell missbraucht werden. Es gibt keine Zeit, keinen Raum, keine Ausbildung, keine Ermutigung, keine Anleitung, kein Personal, keine Supervision, kein multiprofessionelles Team, schlicht überhaupt keine Möglichkeit als Pädagogin diesen Kindern gerecht zu werden, eine erste Anlaufstelle zu sein und den „Schonraum Schule“ zu mehr als einer hohlen Phrase zu machen.

Das heutige Schulsystem setzt noch immer auf Gehorsam und Gruppenzwang, was zu Autoritätshörigkeit und fehlender Verantwortungsübernahme führt. Durch die schulstrukturell erzwungene Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse projizieren einige ihre Wut und ihren Hass schnell auf andere Menschen. Mobbing ist in deutschen Schulen an der Tagesordnung.

2) Verstoß gegen Menschenrechte, die UN-Behindertenrechtskonvention und die UN-Kinderrechtskonvention

In der Schule werden Kinder nicht nur aufgrund der Tatsache diskriminiert, dass sie unter 18 Jahre alt sind, sondern auch aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Ethnie, ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts, des Bildungsstandes der Eltern, ihres Vornamens und der Armut ihrer Eltern. (…)

Außerdem setzen Schulen in Deutschland die Inklusion kaum um und benachteiligen dadurch Menschen mit Behinderungen, was zusätzlich noch gegen die 2008 verabschiedete UN-Behindertenrechtskonvention verstößt.

Ein weiterer Aspekt, der zu dem Schluss kommen lässt, dass in der Schule die Schutzrechte von Kindern missachtet werden, betrifft den achtungsvollen Umgang von Lehrern mit Schülern. Der „seelische Sadismus“ gegenüber Schülern, von dem Kurt Singer spricht (Singer 1998, S. 29), gehört zum Alltag in Schulen. Schüler werden von Lehrern vor der Klasse gedemütigt, bloßgestellt und zum Gespött gemacht. In Artikel 16 der Konvention heißt es: „Kein Kind darf willkürlichen oder rechtswidrigen Engriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung oder seinen Schriftverkehr oder rechtswidrigen Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes ausgesetzt werden.“ Kinderfeindliche Umstände in Schulen gehören aber zum Alltag und wirken als psychischer Druck und als entwürdigendes Verhalten (vgl. Singer 1998), das als Menschenrechtsverletzung definiert werden muss. (…)

Im Lehrplan, dem Schulleiter:innen und Lehrer:innen verpflichtet sind, steht: Gelebte Demokratie. Demokratie nicht als Fach, als Unterrichtsstunde als Etikett, sondern als gelebte Haltung in der Schule. Davon sind wir in der Praxis meilenweit entfernt. Staatsschule ist traditionell ein Ort der Herrschaftserfahrung und der hierarchischen Kommunikation, nicht der Partizipation.

3) Lernbegriff

So wie Lernen in der Schule konzipiert ist, geht man immer noch davon aus, dass Wissensinhalte von einem Menschen auf den anderen übertragen werden können – ob der nun will oder nicht. Mittels Studien ist nachgewiesen, dass die Freude am Lernen in staatlichen Schulen kontinuierlich abnimmt.

Wieso verlieren so viele Kinder schon nach kürzester Schulzeit die Freude am Lernen? Wie lernt der Mensch eigentlich? Entgegen landläufiger Meinung ist das Hirn kein Muskel, den man trainieren kann.

Das Hirn ist in erster Linie ein Filter-, nicht ein Speicherorgan. Es filtert das weg, was für den Betreffenden nicht bedeutsam ist. Sollen Lernprozesse effektiv sein, müssen sie deshalb vom Lernenden mit positiven Emotionen verknüpft werden, also als bedeutsam und lustvoll erlebt werden.

Da jede intrinsische Motivation zwangsläufig durch alle extrinsischen Motivationsversuche unterdrückt wird, lässt sich auch die Lernlust eines Menschen nur dann wecken, wenn ihm Gelegenheit geboten wird sich als Gestalter seiner eigenen Lernprozesse zu erfahren. Das aber kann nur gelingen, wenn Kinder nicht länger als Objekte der Erwartungen, der Bewertungen, der Belehrungen behandelt werden.

Nicht nur für Kinder ist es zermürbend, uninteressanten Lehrstoff eingetrichtert zu bekommen. Es zermürbt auch mich als Lehrerin, gegen die Interessenlosigkeit anzukämpfen. Eine apathisch vor ihnen sitzende Klasse strapaziert meine Nervenkraft. Um die Schüler:innen zu disziplinieren verbrauche ich viel Energie, die dann woanders verloren geht. Der aufreibende Kampf gegen das Desinteresse bleibt nicht ohne Folgen: Ich fühle mich müde und erschöpft. Beide Seiten sind geschädigt: Lehrer:innen weil sie Schüler:innen mit Macht für etwas motivieren sollen was nicht in deren Interessenshorizont liegt, Schüler:innen, weil sie zu Lernvorgängen gezwungen werden die Ihnen nicht entsprechen. Die Jugendlichen werden lernverdrossen, ich als Lehrerin werde lehrverdrossen.

Der exorbitant große Bedarf an Nachhilfe zeigt, dass die Schule nicht in der Lage ist allen Kindern die notwendigen Lerninhalte zu vermitteln. Ist das aber nicht eigentlich die originäre Aufgabe von Schule? Das Schulsystem ist auch hier nicht in der Lage, die eigenen Ansprüche zu erfüllen.

Seit Jahrzehnten sind zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie, der Pädagogik, den Sozialwissenschaften, der Bildungs- und Hirnforschung vorhanden, die Auskunft darüber geben, wie Lernen nachhaltig funktioniert, was Kinder und Jugendliche brauchen, um sich gut zu entwickeln und wirksam zu lernen. Wenn davon wenig umgesetzt wird, haben wir also keine Wissensdefizit, sondern ein Umsetzungsproblem.

Aber selbst dann, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, wenn das neue Wissen und Können also bedeutsam, anknüpfbar, ganzheitlich und emotional erfahrbar und als praktisch nutzbar erkannt und erlebt werden kann, wird die Frage der Qualität, der Didaktik und Methodik der Wissensvermittlung erst dann interessant, wenn die Kinder auch offen für diese Bildungsangebote sind.

Dabei ist das Ziel dieser Bildung nicht die möglichst perfekte Aneignung des gegenwärtig verfügbaren Wissens, sondern das Wecken der Begeisterung, das die nachwachsende Generation antreibt, selbst wieder neues Wissen und neue Kulturleistungen hervorzubringen. An der Verwirklichung solcher Ziele würde ich nur zu gern mitarbeiten!

Weitere Hinweise auf unser Wirken

Schule der Zukunft Videokanal

Wildkräuter und gesund kochen

Interview aus der Wediathek

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